Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel by Cornelia Funke

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel by Cornelia Funke

Autor:Cornelia Funke [Funke, Cornelia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783791504612
Google: lxsVPwAACAAJ
Barnesnoble:
Herausgeber: Dressler Cecilie
veröffentlicht: 2001-12-14T23:00:00+00:00


Ärger

Am nächsten Morgen kam Ben zu spät zur Schule. Er hatte sich einfach nicht von dem Anblick der glitzernden Glühwürmchen losreißen können. Erst als sein Vater aus der Garage fahren wollte, schreckte Ben auf.

»Wo bist du denn schon wieder mit den Gedanken?«, rief Bens Vater aus dem Autofenster. »In der Schule warten sie nicht auf dich.«

Mit einem Ruck drehte Ben sich um und ging zum Gartentor raus. Natürlich hatte sein Vater die Glühwürmchen nicht bemerkt. So was sah er nicht. Umso besser, dachte Ben. Julebukk hat sie sowieso nur für mich dahin gesetzt.

Glücklich schlitterte er den Bürgersteig entlang. Als er an Charlottes Haus vorbeikam, blieb er stocksteif stehen. Sie hatte auch welche bekommen. Die Eifersucht biss ein großes Stück von seinem Glück ab.

Na ja, Weihnachtsmänner müssen gerecht sein, dachte er. Der Gedanke tröstete ihn ein wenig, und er verbrachte die ganze Deutschstunde damit, Weihnachtsmänner und dicke kleine Engel auf seine Bank zu kritzeln. Danach hatte er Sport, das einzige Fach, in dem er richtig gut war, und dann Mathe.

Gleich geht’s zu Julebukk, dachte er. Gleich, und seine Augen klebten an der Uhr. Als es endlich klingelte, war Bens Tasche schon gepackt.

Draußen vor der Schultür rannte er in Mike hinein, der gerade zwei Mitschülern vormachte, wie ihr dicker Klassenlehrer die Treppe raufschnaufte.

»He, Bulette, wo habt ihr die spitzenmäßige Beleuchtung in eurem Garten her?«, fragte er.

»Vom Weihnachtsmann!«, brummte Ben und wollte sich vorbeidrängen, aber Mike verstellte ihm den Weg.

Ben war einen Kopf größer als Mike und stärker sowieso. Seit der ersten Klasse konnten die zwei sich nicht ausstehen. Aber Ben konnte es sich bei seinen Rechenkünsten nicht leisten, das Mathe-Ass der Klasse zu verhauen. Abschreiben war Bens einzige Rettung und das wusste Mike.

»Ach, du glaubst noch an den Weihnachtsmann?«, fragte er und grinste. Er grinste dauernd, denn dabei konnte jeder seinen Goldzahn sehen, vorne links oben.

»Klar.« Finster guckte Ben ihn an.

»Ach, und warum kriegst ausgerechnet du von ihm Sterne in den Garten gestreut? Kennst du ihn vielleicht persönlich?«

»Genau.« Ben schob den Witzbold zur Seite, aber Mike hielt ihn an der Jacke fest.

»Bulette kennt den Weihnachtsmann! Na, so was! Welchen denn? Den vom Supermarkt oder den vor der Apotheke?«

»Den echten«, knurrte Ben. »Lass mich los.«

Mike hob die Augenbrauen. Die anderen spitzten die Ohren.

»Den echten Weihnachtsmann! Ach so, diesen Dicken mit dem Bart, der immer ›Johooh‹ ruft und ein bisschen blöd ist? Meinst du den?«

»Er ist nicht dick«, Ben fischte fieberhaft nach Worten, »er hat keinen Bart und blöd ist er schon gar nicht.«

»Mann, das war ja ’ne richtige Rede für deine Verhältnisse.« Mike sah sich Beifall heischend nach Zuschauern um. »Hältst du deinen Vater vielleicht für den Weihnachtsmann? Dann muss ich dich wohl mal ’n bisschen aufklären.«

Ben spürte, dass die Wut in seinen Kopf schwappte wie dicke rote Brühe. Ab und zu passierte ihm das. Dann konnte er keinen klaren Gedanken fassen, und seine Zunge wurde so schwer, dass er sie am liebsten ausgespuckt hätte.

»Hör auf, so blöd rumzureden!«, brüllte er. »Du wirst schon sehen.«

Das Mathe-Ass grinste zufrieden. Sie hatten inzwischen etliche Zuschauer.



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